Ernő Goldfinger - UK
Carradale House
St Leonard's Road 88, London
1967 - 1970

Das Carradale House bildet zusammen mit dem berühmteren Balfron Tower und dem Glenkerry Hause das sogenannte Brownfield Estate (früher Rowlett Street Estate). Diese drei Bauten entstanden nach Entwürfen des ungarisch-britischen Architekten Ernő Goldfinger für das LCC. Diese Wohnüberbauung im Osten Londons ist stark von den idealistischen Slogans Le Corbusiers (‘Soleil, Espace, Verdure’ ) geprägt. Auf dem Gelände des Brownfield Estate galt es im Zusammenhang mit dem Bau des Blackwall Tunnel eine erhöhte Wohndichte zu erreichen. In der Nachbarschaft befinden sich hauptsächlich zwei- bis viergeschossige Reihenhäuser. Das LCC hatte im Oktober 1962 mit Ernő Goldfinger Kontakt aufgenommen, und der Architekt präsentierte seine Pläne im Juni 1963. Der Entwurf von Ernő Goldfinger entwickelt sich um den Balfron Tower, welcher vom LCC als "landmark" Gebäude wahrgenommen wurde. Im Februar 1964 wurden die Architektenpläne der ersten Stufe genehmigt, und im Juni 1965 begannen die Bauarbeiten. Als erstes Gebäude wurde der Balfron Tower fertiggestellt, wobei das Richtfest im Februar 1968 erfolgen konnte. Den formellen Auftrag für das Carradale House hatte der Architekt im Dezember 1965 erhalten, und seine Vorschläge wurden im Juli 1967 genehmigt. 1966 hatte das LCC dann die Erweiterung südlich der Burcham Street angekündigt, wo schlussendlich das Glenkerry House errichtet wurde.
Das 11-geschossige Carradale House befindet sich an der St. Leonards Road und weist 88 Wohnungen auf. Die ersten Vorschläge das Architekten für dieses Wohnhaus gehen auf das Jahr 1963 zurück. Vier Jahre später konnte mit dem Bau begonnen werden, und das Carradale House wurde 1970 fertiggestellt. Wie die anderen Bauten auf dem Brownfield Estate wird auch das Carradale House dem sogenannten Brutalismus zugeordnet. Durch seine Länge und die im Verhältnis zum Balfron Tower geringe Höhe, wirkt das Carradale House kontrastierend und ergänzend zu seinem höheren Nachbarn. Das Carradale House ist eine eigenständige und einzigartige Weiterentwicklung der Ideen, welche im Balfron Tower erstmals erprobt und angewendet wurden. In einem separaten Turm befinden sich Treppenhaus und Aufzüge, auf beiden Seiten des Turms sind zwei losgelöste Baukörper angeordnet, welche die Wohnungen enthalten. Die Verbindung zwischen Erschliessungskern und den Wohnungen erfolgt über sogenannte sky-bridges, welche sich in Laubengängen fortsetzen. Dabei gibt es lediglich auf jedem dritten Stockwerk einen Erschliessungskoridor. Durch diese Massnahme sollte nicht nur die Geschwindigkeit der Aufzüge erhöht, sondern auch die Nachbarschaft der Bewohner verstärkt werden. Das Carradale House steht wie der Balfron Tower auf einem Podium, in welchem sich eine grosse Tiefgarage befindet. Zusammen mit dem Balfron Tower bildet das Carradale House zwei Seiten eines öffentlichen Raumes, welcher über Brücken zugänglich ist. Dadurch werden Fussgänger und Fahrzeugverkehr streng voneinander getrennt. Die von Beton Vordächern gedeckten Eingänge zum Carradale House sind von Norden und Süden über Fussgängerbrücken zu erreichen.
Im Grundriss zeigt sich das starke Bemühen, die Wohnungen möglichst gut zu belichten. Dabei werden die Wohnungen in Gruppen von jeweils sechs respektive zwei Einheiten pro Stockwerk angeordnet. Die beiden Gruppen befinden sich östlich respektive westlich des Vorraumes, welcher sich im Erschliessungsturm befindet. Die Verbindungen des Erschliessungsturmes mit den Wohnungsgruppen befinden sich im Erdgeschoss sowie im dritten, sechsten und neunten Obergeschoss.
Die Wohnungen verfügen über ein respektive zwei Schlafzimmer. Die unterschiedlichen Wohnungsgrössen lassen sich an der Südfassade anhanden der differenzierten Balkone erkennen. Wie beim Balfron Tower sind auch bei diesem Gebäude die kleineren Wohnungen direkt vom Laubengang aus zugünglich Die grösseren Wohnungen befinden sich in den darüber und darunter liegenden Geschossen, und sind über individuelle Treppen zugänglich.
Das Gebäude weist eine Höhe von rund 37 Metern auf, und wird von einem Flachdach gedeckt. Das Gebäude besteht mehrheitlich aus Ortbeton, wobei auch einige Betonelemente eingesetzt wurden. In den bräunlichen Sichtbeton Oberflächen sind die Zuschlagsstoffe sichtbar. Dadurch erhält das Material eine besondere, haptische Qualität. An der Südfassade erzeugen die differenzierten Balkone einen lebendigen Rhythmus. Im Bereich der Balkone wurden die Wände mit Zedernholz verkleidet. Die Fenster der Südfassade sind zurückversetzt und reichen vom Boden zur Decke. Der Treppenturm weist vertikale Schlitzfenster auf, welche in Dreiergruppen angeordnet sind und ein abgetrepptes Muster erzeugen. Die Nordfassade ist karger gehalten. Die Fenster sind jeweils zu Paaren gruppiert und befinden sich zwischen vorgefertigten Betonelementen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Bauten auf dem Brownfield Estate gibt es beim Carradale House kein "boiler house" auf dem Erschliessungskern, da die Einrichtung vom Balfron Tower mitbenutzt wird. Hingegen gibt es beim Erschliessungskern des Carradale House Wasserspeier, wie man sie aus dem Spätwerk von Le Corbusier kennt.
Seit dem Jahr 2000 steht das Carradale House unter Denkmalschutz, im Jahr 2012 wurde das Gebäude renoviert. Gleichzeitg mit der Renovation galt es das Gebäude in technischer Hinsicht an die heutigen Standards anzupassen. Die Bauarbeiten erwiesen sich als anspruchsvoll, galt es doch neue Systeme zu integrieren, ohne die geschützte Fassade zu stören. Zudem wurden Innenisolationen angebracht um die thermischen Problemstellen soweit wie möglich zu lösen. Die Fenster des Carradale House wurden allesamt ersetzt. Die sorgfältige Gestaltung der neuen Fenster repsektierten den ursprünglichen Entwurf von
Ernő Goldfinger.

The Carradale House is part of the so-called Brownfield Estate (formerly Rowlett Street Estate), along with the more famous Balfron Tower and the Glenkerry house. These three buildings were all designed by the Hungarian-British architect Ernő Goldfinger for the LCC. This residential development in eastern London is strongly influenced by the idealistic slogans of Le Corbusier ('Soleil, Espace, Verdure'). On the site of the Brownfield Estate it was necessary to achieve increased residential density in connection with the construction of the Blackwall Tunnel. In the immediate neighborhood there are mainly two- to four-storey terraced houses. The LCC had contacted Ernő Goldfinger in October 1962, and the architect presented his plans in June 1963. Ernő Goldfinger's design evolved around the Balfron Tower, which the LCC perceived as a "landmark" building. In February 1964, the first-stage architectural plans were approved, and construction began in June 1965. As the first building of the Brownfield Estate, the Balfron Tower was completed, with the topping-out ceremony held in February 1968. The architect had received the formal commission for the Carradale House in December 1965, and his proposals were approved in July 1967. In 1966, the LCC had announced the further extension south of Burcham Street, where the Glenkerry House was eventually built.
The 11-storey Carradale House is located on St. Leonards Road and features 88 apartments. The first proposals by the architect for this building go back to the year 1963. Construction began four years later, and the Carradale House was completed in 1970. Like the other buildings on the Brownfield Estate, the Carradale House is considerd to belong to the so-called brutalism-style. Due to its length and minor height in relation to the Balfron Tower, the Carradale House is contrasting and complementary to its higher neighbor. The Carradale House is an independent and unique revision of the ideas that were first tested and applied in the Balfron Tower. In a separate tower are housed the staircase and elevators. On both sides of this tower, two detached structures are arranged, which contain the apartments. The connection between the access core and the apartments is made by so-called sky-walks, which are continued as access galleries. Only on every third floor is located an access corridor. This design feature should not only increase the speed of the lifts, but also increase the residents feeling of neighborhood. Like the Balfron Tower, the Carradale House stands on a podium, containing a large underground car park. Together with the Balfron Tower, the Carradale House forms two sides of a public space, which is accessible by elevated walkways. As a result, pedestrians and vehicle traffic are strictly separated from each other. Covered by concrete canopies, the entrances to Carradale House can be reached from north and south via pedestrian bridges.
The floor plan shows the strong effort for an optimal illumination of the apartments. The apartments are arranged in groups of six respectively two units per floor. The two groups are located east and west of the vestibule, which is housed within the access tower. The connections of the access tower with the apartment groups are located on the ground floor and on the third, sixth and ninth floors. The apartments of different sizes have one or two bedrooms. The different sizes of apartments are recognizable on the south facade by the differentiated balconies. As with the Balfron Tower, the smaller apartments are directly accessible from the galleries. The larger apartments are located on the floors above respectively below, and are accessible via individual stairs.
The building has a height of about 37 meters, and is covered by a flat roof. The building consists mainly of in-situ concrete, whereby some concrete elements were used. In the brownish exposed concrete surfaces, the aggregates are visible. This gives the material a special, haptic quality. On the south facade, the differentiated balconies create a lively rhythm. In the area of ​​the balconies, the walls were covered with cedar wood. The windows of the south façade are set back and reach from the floor to the ceiling. The stair tower has vertical slit windows which are arranged in groups of three and produce a stepped pattern. The north facade is kept rather barren, there the windows are grouped in pairs and are located between prefabricated concrete elements. Unlike the other two buildings on the Brownfield Estate, Carradale House does not have a boiler house on top of the access core, as the facility is shared with the Balfron Tower. On the other hand, there are gargoyles on the access core of the Carradale House, as they are known from the late work of Le Corbusier.
Since the year 2000, the Carradale House is a listed building, in 2012 the building was renovated. Simultaneously with the renovation, the building had to be technically adapted to today's standards. The construction work proved to be demanding, as new systems had to be integrated without disturbing the protected façade. In addition, internal wall insulation was installed to solve the thermal problem areas as far as possible. The windows of Carradale House were all replaced. The careful design of the new windows respects the original design by Ernő Goldfinger.