Gion A. Caminada - Switzerland
Girls Dormitory
Via Sursilvana 16, Disentis
2001 - 2004



In the immediate vicinity of the mighty Baroque building of the Benedictine abbey from 1712 is the so-called "lower house" for the girls' boarding school of the monastery Disentis. Located on the thoroughfare to Chur, the building designed by Gion A. Caminada, completed in 2004, replaces the predecessor building from 1860. The design of the girls dormitory dates back to an invited competition from the year 2001. In the "lower house" live young ladies between the ages of 14 and 18 years.
The current building takes on approximately the dimensions of the previous building in the town center, but was set back by a few meters from the road. Thus, the "lower house" receives a public forecourt, and the building reacts to an existing square in the street space, which is thereby upgraded. The five-storey volume was built close to the hillside, so that each floor received its own entrance. On the eastern side, there is a pathway to the school and the monastery, as well as the access to the upper entrances. The stone gray plastered building with a tent roof is of a rather cool and austere appearance. Due to its size, the building receives a soothing presence
in the urban fabric of Disentis without appearing dominant. A massive access core made of exposed concrete is located in a central position of the floor plan. The design of this sculptural concrete core received particular attention, and refers to the architect's interest in the work of Eduardo Chillida. The three-dimensional figure of the access core is based on stacked cubes, from which orthogonal and oblique cavities were subtracted. The compounds of these cavities contain the course of the stairs. In this core are not only the staircase and the elevator, but also a kitchen block and rest area per floor. In mutual dependence, the floor plans and the access core are rotated from floor to floor, so that the building rises upwards like a screw. In the plan, which is rotated floor by floor by 90 degrees, the rooms of the girls are layed out on three sides around the core. This lyout creates a U-shaped figure, which opens in  to a facade. On each floor the common room is located within this U-shape, featuring a tea kitchen and a relaxation area. The resting areas are like caves made of concrete and are partially covered with brass plates. These heated areas were designed in the style of a traditional oven bench. The common room with its massive floorboards is also characterized by a larger window opening, which allows much light to penetrate into the deep space. In addition, this window can be swung to the side so that the room can be used like a loggia and replaces the missing balconies. This large window of the common room, which also has a fall protection, deviates from the regular fenestration. Due to the distortion of the floor plan, each of the facades is individually varied.
Behind the smaller, regularly distributed windows are hidden the girls' rooms. Although these rooms are very small and simply furnished, the design is well thought out. The rooms have a very homely character thanks to the fittings and furniture produced by local carpenters and designed by Gion A. Caminada. By some artifices, these rooms could be enriched. So the showers are open, and are separated only by curtains. Special attention was given to the window niches. The two windows are arranged in a stepped layout and create an area with a space-containing zone, which serves as a bench for the girls. On the ground floor of the building is the Prefect's apartment and a meeting room with a kitchen.
For the exposed concrete in the lower house, an in situ concrete with high fines and aggregates from a local quarry and binders with 50% white cement was used. By this mixture, a gray-beige color of delicate effect could be achieved. The matt glossy surface is particularly tactile quality.


In unmittelbarer Nähe zum mächtigen Barockbau der Benediktinerabtei aus dem Jahr 1712 befindet sich das sogenannte "Unterhaus" des Mädcheninternats Kloster Disentis. An der Durchgangsstrasse nach Chur gelegen, ersetzt das im Jahr 2004 fertiggestellte Gebäude von Gion A. Caminada den Vorgängerbau aus dem Jahr 1860. Der Entwurf des Unterhauses geht auf einen eingeladenen Wettbewerb aus dem Jahre 2001 zurück. Im Unterhaus wohnen junge Damen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.
Das heutige Gebäude übernimmt annähernd die Dimensionen des Vorgängerbaus im Ortszentrum, wurde jedoch um einige Meter von der Strasse zurückversetzt. Dadurch erhält das "Unterhaus" einen öffentlichen Vorplatz, und der Baukörper reagiert auf einen bestehenden Platz im Strassenraum, welcher dadurch aufgewertet wird. Das fünfgeschossige Volumen wurde soweit an den Hang gebaut, dass jedes Stockwerk seinen eigenen Eingang erhalten konnte. Auf der östlichen Seite verläuft ein Weg zur Schule und zum Kloster, und dient auch als Zugang zu den oberen Eingängen. Der steingrau verputzte Baukörper mit einem Zeltdach ist von eher kühler und strenger Erscheinung. Durch seine Grösse erhält das Gebäude im städtebaulichen Gewebe von Disentis eine wohltuende Präsenz, ohne dabei dominant zu wirken.
In zentraler Anordnung im Grundriss befindet sich ein massiver Erschliessungskern aus Beton. Die Gestaltung dieses skulpturalen Betonkerns erhielt besondere Aufmerksamkeit, und verweist das Interesse des Architekten an den Arbeiten von Eduardo Chillida. Die dreidimensionale Figur des Erschliessungskerns basiert auf gestappelten Würfeln, von welchen orthogonale und schräge Hohlräume subtrahiert wurden. Die Verbindungen dieser Hohlräume ergeben den Verlauf der Treppe. In diesem Kern befinden sich nicht nur das Treppenhaus und den Aufzug, sondern auch je ein Küchenblock und Ruhebereich pro Stockwerk. In gegenseitiger Abhängigkeit werden die Grundrisse und der Erschliessungskern von Geschoss zu Geschoss verdreht, so dass sich das Gebäude sozusagen in die Höhe schraubt. Im Grundriss, der jeweils um 90 Grad gedreht wird, legen sich die Zimmer der Mädchen jewelis dreiseitig um den Kern. Es bildet sich eine u-förmige Figur, welche sich jeweils zu einer Fassade öffnet. Auf jedem Geschoss befindet sich in dieser U-Form jeweils der Gemeinschaftsraum, mit Teeküche und Ruhebereich. Die Ruhebereiche sind wie Höhlen aus dem Betonkern gearbeitet und teilweise mit Messingplatten verkleidet. Diese beheizten Bereiche wurden in Anlehnung an eine traditionelle Ofenbank entworfen. Der Gemeinschaftsraum mit seinen massiven Dielenböden zeichnet sich zudem durch eine grössere Fensteröffnung, welches viel Licht in den tiefen Raum eindringen lässt. Zudem kann dieses Fenster zur Seite geschwenkt Werden, so dass der Raum wie eine Loggia genutzt werden kann und die fehlenden Balkone ersetzt. Durch das grosse Fenster des Gemeinschaftsraumes, welches zudem eine Absturzsicherung aufweist, wird die regelmässige Befensterung durchbrochen. Aufgrund der Verdrehung des Grundriss wird auch jede von Fassade individuell variiert.
Hinter den kleineren, regelmässig verteilten Fenster verbergen sich die Zimmer der Mädchen. Diese Zimer sind zwar sehr klein und von einfacher Ausstattung, aber die Gestaltung ist wohl durchdacht. Mit den von lokalen Schreinerein gefertigten, und von Gion A. Caminada entworfenen Ausbauten und Möbeln, erhalten die Zimmer einen sehr wohnlichen Charakter. Durch einige Kunstgriffe, konnten diese Räume bereichert werden. So sind die Duschen offen ausgebildet, und werden lediglich durch Vorhänge abgetrennt. Besonderes Augenmerk haben dabei die Fensternischen erhalten. Durch die zwei im Grundriss versetzt angeordneten Fenster entsteht ein Bereich mit einer raumhaltigen Zone, welche den Mädchen als Sitzbank dient. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich die Wohnung der Präfektin sowie ein Versammlungsraum mit Küche.
Für den Sichtbeton im Unterhaus wurde ein Ortbeton mit hohem Feinanteil und Zuschlagsstoffen aus einem lokalen Steinbruch sowie Bindemittel mit 50% Weisszement verwendet. Durch diese Mischung konnte eine graubeige Farbe von zarter Wirkung erreicht werden. Die matt glänzende Oberfläche ist von besonders haptischer Qualität.